Das Phänomen, das keinen Namen hatte

Unternehmen weltweit beobachten ein wachsendes Problem, das bisher keinen treffenden Namen hatte: Workslop – die Flut von KI-generierten Texten, die zwar professionell aussehen, aber inhaltlich leer sind.
Der Begriff setzt sich zusammen aus “Work” (Arbeit) und “Slop” (Matsch, Brei, minderwertiges Futter) und beschreibt präzise das, was passiert, wenn KI-Tools gedankenlos zur Textproduktion eingesetzt werden: Es entsteht Arbeit, die aussieht wie echte Leistung, aber letztendlich nur digitaler Abfall ist.

Die Anatomie von Workslop

Workslop erkennt man an charakteristischen Merkmalen:

Aufgeblähte Worthülsen: Aus “Das Projekt ist wichtig” wird “Das strategisch essenzielle Transformationsprojekt stellt einen fundamentalen Baustein für die nachhaltige Zukunftsfähigkeit des Unternehmens dar.”

Endlose Wiederholungen: Derselbe Gedanke wird in verschiedenen Varianten immer wieder aufgegriffen, ohne neue Erkenntnisse zu liefern.

Das Paradox der doppelten KI-Nutzung

Besonders absurd wird es bei folgendem Szenario: Mitarbeiter A nutzt Copilot, um aus wenigen Stichpunkten einen ausführlichen Text zu generieren. Dieser landet im E-Mail-Postfach von Mitarbeiter B, der wiederum Copilot verwendet, um den Text zu einer knappen Zusammenfassung zu kürzen.

Das Ergebnis: Zwei Menschen haben Zeit investiert, zwei KI-Systeme haben Rechenpower verbraucht – und am Ende ist weniger Information übertragen worden als ursprünglich in den Stichpunkten enthalten war.

Die versteckten Kosten

Suchmaschinen unter Beschuss: Google und andere Suchmaschinen kämpfen zunehmend mit Workslop-Inhalten, die ihre Algorithmen verwirren und qualitativ hochwertige Inhalte verdrängen.

Ressourcenverschwendung: Mitarbeiter verbringen Zeit damit, inhaltsleere Texte zu erstellen und – noch schlimmer – zu lesen. Die Produktivitätsgewinne der KI werden durch die Produktivitätsverluste beim Konsumieren von Workslop neutralisiert.

Erosion der Qualität: Prägnante, durchdachte Texte geraten in den Hintergrund, weil sie gegen die schiere Masse an KI-generiertem Content nicht ankommen.

Das Erkennungsproblem

Workslop ist tückisch, weil es erst beim Lesen erkannt wird. Die Texte sehen professionell aus, verwenden die richtigen Fachbegriffe und folgen einer logischen Struktur. Erst bei genauerer Betrachtung zeigt sich die inhaltliche Leere.

Eine Beobachtung aus der Praxis: Je länger ein Text ist, desto wahrscheinlicher enthält er Workslop-Elemente. Echte Expertise äußert sich meist in Präzision, nicht in Wortreichtum.

Die Spam-Grenze verschwimmt

Workslop bewegt sich in einer Grauzone zwischen legitimer KI-Nutzung und digitalem Spam. Während klassischer Spam leicht zu identifizieren ist, tarnt sich Workslop als nützlicher Content. Die Grenze wird zunehmend fließend.

Gegenstrategien aus der Praxis

“Show, don’t tell” konsequent anwenden: Statt lange Texte über Konzepte zu schreiben, sollten Unternehmen auf funktionierende Prototypen setzen. Code lügt nicht.

Präzision vor Länge: Jeder Satz muss einen messbaren Mehrwert liefern. Wenn sich ein Gedanke nicht kurz ausdrücken lässt, ist er meist nicht durchdacht genug.

KI als Sparringspartner, nicht als Ghostwriter: KI-Tools sollten zur Ideenfindung und Strukturierung genutzt werden, nicht zur vollständigen Texterstellung.

Ausblick: Das Problem wird größer

Mit der Verbreitung von KI-Tools wird Workslop exponentiell zunehmen.

Bottom Line: Workslop ist mehr als nur ein Qualitätsproblem – es ist eine Bedrohung für effiziente Unternehmenskommunikation. Wer jetzt nicht gegensteuert, wird in der eigenen Inhaltsleere ertrinken.